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Zur Geschichte des Mehrgenerationshauses

Das HAUS 125 befindet sich auf dem Gelände der Baptistengemeinde Berlin-Schöneberg. Heute ein Mehr-Familien-Generationshaus, in dem viele Menschen ein Zuhause finden können. Es ist neu gebaut, doch die Mauern haben viel zu erzählen von der Vergangenheit. Geschichte. Das Wohnhaus Hauptstraße 125 ließ sich der Bauerngutsbesitzer Gustav Mette im Jahr 1891 von dem Bauunternehmer und Architekten E. Günzel errichten. Gustav Mette entstammte einer alt eingesessenen Schöneberger Bauernfamilie, die 1721 erstmals als Besitzer des Bauerngehöfts Nr. 26 (heute Hauptstraße 126) erwähnt wurde (Feige 62). 1888 erwarb Gustav Mette das Nachbargrundstück (25a) zu seinem Besitz hinzu, das ein 1836 vom ehemaligen Freigut (Nr. 25) abgetrenntes Büdnergrundstück war (heute Hauptstraße 125). Er legte seine beiden Grundstücke zusammen und ließ das große Wohnhaus unter Nutzung der erworbenen Parzelle neben seinem Gutshof erbauen (Hauptstraße 125 - Feige 87).

Bereits sein Vater Johann George Mette hatte das ursprüngliche Bauernhaus der Mettes 1864 durch das heute noch bestehende Doppelwohnhaus (Hauptstraße 126) ersetzen lassen. Bei der Erbauung des Hauses Nr. 125 waren aber die sonstigen Hofgebäude wie Scheune und Ställe des Bauernhofes von Mette noch vorhanden. Die beiden Wohnhäuser aus zwei Generationen zeigen, wie schnell die Schöneberger Bauern vor allem durch Grundstücksgeschäfte zu viel Geld gekommen sind. Besonders das neue Haus von 1891 hat jeden Bezug zur bäuerlichen Wirtschaft verloren, es ist ein vornehmes städtisches Wohnhaus mit wohlgestalteter Natursteinfassade.

Das Raumprogramm hatte großbürgerlichen Zuschnitt. Im Souterrain waren Wohnräume, wahrscheinlich für Bedienstete, insbesondere aber Wirtschaftsräume wie Küche, Waschküche und Kellerräume untergebracht. Die „Belle Etage“ im ersten Obergeschoss umfasste die üblichen Damen- und Herrenzimmer und eine das Haus von der Straße zum Garten durchziehende Flucht von Salon und Speiseraum. Es gab einen weiteren Wirtschaftstrakt mit Dienstbotentreppe und Mädchenzimmern. Im Obergeschoss waren neben den Schlaf- und anderen Zimmern auch noch ein großes Spielzimmer mit Billard untergebracht. 1931 pachtete die „Gemeinde gläubiggetaufter Christen (Baptisten)“ das Haus von Gustav Mette und richtete unter Zusammenfassung der wichtigsten Räume der „Belle Etage“ einen Betsaal ein. Die übrigen Räume im Haus wurden zu einem „Alters- und Siechenheim“ umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den das Haus unzerstört überstanden hat, wurde das Alters- und Siechenheim weiter ausgebaut. Durch Aufstockung und Erweiterung wurde das als „Hospital“ bezeichnete Haus 1949 von 81 Betten auf 120 Betten ausgeweitet. 1957 kam es nochmals zu einer Erweiterung des Vordergebäudes um einen Anbau mit Bettenaufzug.

Ab 1966 nannte sich die Baptistengemeinde in Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Berlin-Schöneberg um und kaufte 1967 das Haus. 1970 wurde ein neues Gemeindezentrum auf dem Grundstück fertig gestellt und 2001 eine Mehrzweckhalle mit vielen, multifunktional zu nutzenden Gruppenräumen angebaut. Bei allen Umbauten und Vergrößerungen blieb die vollständige Natursteinfassade des Wohnhauses Mette und der Vorgarten mit Einfriedung erhalten. Daher passt das Haus heute noch in das Ensemble der Wohnhäuser der reichen Schöneberger Bauern, das in unmittelbarer Nähe mit der Grünanlage des Angers, der Dorfkirche, dem Friedhof usw. das Bild des zu Wohlstand gekommenen Dorfes Schöneberg vom Ende des 19. Jahrhunderts wiedergibt. Es bildet mit dem Nachbarhaus Nr. 126 auf der südöstlichen Seite des Dorfangers ein letztes erkennbares Stück der ehemaligen Schöneberger Dorfstruktur.

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